Rezension – Ceylan Scott – Auf einer Skala von 1 bis 10

Auf einer Skala von 1 bis 10 ist das erste Buch in dem ich eine Triggerwarnung vorgefunden habe. Und ich finde das sollte bei allen Büchern mit triggernden Themen sein. Dies ist ein weiteres Buch, das sich um eine psychische Erkrankung dreht und ich freue mich, dass es immer mehr Bücher über Mental Health gibt.


Triggerwarnung: Selbstverletzendes Verhalten, Selbstmordversuch, suizidales Verhalten, Essstörung, Depressionen, Panikattacken

Inhalt

Tamar muss in eine Jugendpsychiatrie. Sie gibt sich die Schuld für den Selbstmord ihrer Freundin, erzählt aber niemanden davon. In der Klinik soll sie lernen, mit ihren Gefühlen und Gedanken umzugehen. Doch sie erzählt niemanden was wirklich passiert ist.

Meine Meinung

Auf einer Skala von 1 bis 10 ist mir beim Lesen sehr nahe gegangen und ich musste es auch zwischendurch mal zur Seite legen. Dies möchte ich zu Beginn schon betonen, denn das Buch greift schwierige Themen auf. Auch jetzt fällt es mir schwer, die richtigen Worte für diese Rezension zu finden. Im Buch werden verschiedene psychische Erkrankungen wie Schizophrenie, Magersucht und bipolare Störungen angesprochen. Ich selbst habe keine dieser Erkrankungen und kann deshalb nicht sagen, wie authentisch sie dargestellt wurden. Das Buch ist auch kein Ratgeber oder gar Fachbuch, sondern eine Erzählung um psychische Krankheiten.

Tamar, die Protagonistin, denkt sie sei Schuld am Selbstmord ihrer Freundin und das belastet sie natürlich sehr. Sie verletzt sich selbst, hat Panikattacken und möchte nicht mehr leben. Im Buch wird über ihre Zeit in der Klinik gesprochen, wo sie lernen soll, mit ihren Gefühlen und Gedanken umzugehen. Doch das Buch berichtet auch von der Zeit davor und wie es dazu kam, dass sie die Klinik aufsuchen muss.

Selbstverletzendes Handeln und auch Selbstmordversuche werden expliziter beschrieben und deshalb konnte ich dieses Buch nicht am Stück lesen. Diese Beschreibungen lesen sich sehr intensiv und gingen mir wirklich nahe. Meiner Meinung nach ist es ein Buch, für welches man sich Zeit nehmen muss. Man muss darüber nachdenken, denn solche Dinge passieren wirklich, auch wenn man es nicht mitbekommt. Menschen, die man täglich sieht, können schlimme Gedanken haben und deshalb sollte man immer rücksichtsvoll sein.

Tamars Gedankengänge sind der Hauptteil dieses Buches. Diese sind sehr emotional und aufwühlend, sie beschreibt genau, wie sie sich in bestimmten Situationen fühlt. Ich denke, das Buch kann auch Nichtbetroffenen psychische Krankheiten näher bringen und erklären, wieso manche Menschen in gewissen Situation auf eine Art handeln, die andere nicht nachvollziehen können. Denn es wird auch im Buch angesprochen, dass viele Nichtbetroffene das für Aufmerksamkeitshascherei empfinden und nicht ernst nehmen. Ich denke hierbei kann das Buch viele Menschen zum Nachdenken anregen.

Besonders mochte ich die verschiedenen Figuren. Es gibt sehr prägnante Charaktere, die Witz in die Geschichte bringen. Trotz der ernsten Thematik musste ich öfter lachen. Es ist ein sehr kurzes Buch, das nicht mit einer spannenden und ausgeklügelten Geschichte überzeugt, sondern durch Emotionen, Gefühle, Gedanken und Menschen. Tamar war mir sehr sympathisch, ihre Gedanken so intensiv und genau das ist es, was dieses Buch so besonders macht. Besonders in Hinblick darauf, dass es sich hier um einen Own-Voice-Roman handelt.

Ein paar Dinge haben mich an dem Buch jedoch gestört, oder eher irritiert. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass eine Klinik so wie im Buch beschrieben abläuft. Tamar durfte sehr früh die Klinik für ein Wochenende verlassen und an sich ist es wohl sehr leicht, aus der Klinik abzuhauen. Ich denke das galt dem Spannungsaufbau, für mich war es aber nicht so passend.

Nach einer Recherche weiß ich nun, dass die Autorin selbst eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hat und somit auch eigene Erfahrungen in die Geschichte geflossen sind. Sie möchte mit dem Buch Betroffenen Kraft und Mut schenken.

Am Ende des Buches finden sich Hilfsangebote für Jugendliche, an welche diese sich anonym wenden können.

Fazit

Ich kann Auf einer Skala von 1 bis 10 wirklich empfehlen, wenn man etwas über psychische Krankheiten lesen möchte. Das Buch überzeugt besonders durch starke Gefühle und Emotionen, die die Geschichte sehr intensiv machen. Ich denke, das Buch macht das Verhalten von Betroffenen verständlicher. Jedoch möchte ich nochmals betonen, dass es kein Fachbuch ist und es ebenso Betroffene triggern könnte.

Allgemeine Infos:

Titel: Auf einer Skala von 1 bis 10
Autorin: Ceylan Scott
Verlag: Chicken House
Übersetzerin: Beate Schäfer
Seitenanzahl: 224

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar!

Hier findet ihr weitere Bücher, die sich um psychische Erkrankungen drehen.

9 Gedanken zu „Rezension – Ceylan Scott – Auf einer Skala von 1 bis 10

  1. Hallo Charline,

    seit Kurzem interessiere ich mich auch für Bücher mit solchen Themen. Letzten Monat habe ich „Daniel is different“ gelesen. Zwei weitere Bücher stehen noch auf meiner Leseliste. Von diesem hier, habe ich aber noch nichts gehört. Es klingt sehr interessant.

    Ich habe eine neue Aktion aufm Blog: Linkparty Monatshighlights. Vielleicht hast du ja Lust diese Rezi HIER einzutragen. Oder du wartest noch bis zum Ende des Monats und entscheidest dann. Ich möchte gerne, dass wir Blogger uns mehr vernetzten und auf tolle Beiträge aufmerksam machen. Vielleicht hast du ja auch Spaß dabei.

    Zumindest habe ich jetzt dieses Buch hier auf meiner Merkliste. 🙂

    GlG, monerl

    1. Hallo monerl,
      danke für deinen Kommentar 🙂
      Daniel is different werde ich mir gleich mal anschauen! Und danke für den Hinweis auf deine Aktion 🙂
      Liebe Grüße
      Charline

  2. Das Buch ist sehr gelungen. Übrigens ist das Cover auch tip top. Die Idee mit der „Trigger Warning“ ist sinnvoll, da es sich um harte Themen handelt. Ob die Autorin alle psychologischen Krankheiten selbst durchgestanden hat (ausser die Borderline Diagnose), oder ob Details für das Buch nur gegoogelt wurde, bleibt offen. Die Beschreibungen sind jedenfalls klischeehaft, aber so ist das nuneinmal bei den Geisteskrankheiten und Suizidgefährdeten. Alles sind irgendwie gleich, aber doch ganz anders. Der Leser geht durch eine Art Horrorhaus der Gefühle und Hilflosigkeit. Mental Illness scheint weit verbreitet zu sein in unserer heutigen Zeit. Schlimm, schlimm.
    Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

    1. Hallo Thorsten,
      danke für deinen Kommentar!
      Ja, mir gefällt das Cover auch sehr gut. Auch die ersten Innenseiten sind sehr schön gestaltet.
      Deine Aussage „Horrorhaus der Gefühle und Hilflosigkeit“ finde ich sehr passend für das Buch.
      Liebe Grüße
      Charline

  3. Liebe Charline,
    vielen Dank für diese tolle Rezension! Ich hab das Buch schon im Blick und überlege hin und her, ob ich mich da rantrauen sollte oder nicht. Dein Beitrag hat mich wieder ein bisschen mehr davon überzeugt, dass ich es versuchen sollte!
    Ich bin zwar selbst nicht betroffen, aber bei manchen Themen bin ich wohl etwas sensibler. Trotzdem gewinnt meist die Neugier. Schauen wir mal, wie es hier so wird. 🙂

    Liebst,
    Rika

  4. Hi!
    Ich bin jetzt schon öfter über dieses Buch gestolpert und bin immer wieder am Überlegen, ob ich es lesen soll. Sehr interessant finde ich auch den link zu den 5 Büchern. Vielen Dank dafür, da werde ich sicher das eine oder andere mal lesen.
    Ich finde das auch gut, dass über das Thema Mental Health jetzt doch mehr geschrieben wird. Auch bei den englischen Youtubern hört man das immer wieder.
    Triggerwarnungen hatte ich schon ein paar Mal in einem Buch – ich glaube aber, das waren lauter englische Bücher.
    Liebe Grüße,
    Caro

    1. Hallo Caro,
      danke für deinen Kommentar.
      Ja, es ist toll, dass das Thema jetzt größere Verbreitung findet. Ich lese sehr selten englische Bücher, deshalb habe ich da keinen Überblick. Aber es ist toll, wenn dort öfter Triggerwarnungen gesetzt werden. Vielleicht ist das bei uns dann auch öfter der Fall.
      Liebe Grüße
      Charline

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