Rezension – Als ich Amanda wurde – Meredith Russo

Titel: Als ich Amanda wurde
Autor: Meredith Russo
Verlag: dtv
Genre: Roman
ISBN: 978-3-423-71749-6
Seitenanzahl: 304
Preis: € 10,95 [D], € 11,30 [A]

Ich danke dem dtv für das Rezensionsexemplar!


vordembuchVor dieser Rezension habe ich etwas Angst. Das Buch beschäftigt sich mit einem besonderem Thema, das leider zu selten aufgegriffen wird: Transgender. Angst habe ich davor, etwas falsch zu benennen; falsch zu sagen, da ich mich nicht wirklich mit den Begriffen auskenne. Auch kann ich mich mit Amanda nicht identifizieren und somit nicht sagen, ob Denk- und Handlungsweisen realistisch dargestellt wurden. Ich kann nur beurteilen, ob es sich authentisch anfühlt. Die Autorin des Buches ist jedoch selbst Transgender und man kann natürlich davon ausgehen, dass die Protagonistin und ihre Gedanken somit in der Hinsicht Transgender glaubhaft dargestellt wurden. Aber auch Russo geht nochmals darauf ein, dass jeder Mensch anders fühlt und somit nicht jeder Transgender wie Amanda denkt.

 


kalppentext

Über die erste Liebe und die Angst, nicht akzeptiert zu werden
Amanda Hardy hieß nicht immer Amanda. Früher war sie Andrew. Jetzt hat sie endlich die Operationen hinter sich und ist auch biologisch ein Mädchen. Bei ihrem Vater in Tennessee, wo niemand sie kennt, möchte sie ein neues Leben beginnen. Zunächst scheint das auch zu klappen: Plötzlich gibt es Freundinnen statt Mobbing und bewundernde Blicke von Klassenkameraden. Doch dann verliebt sich Amanda. So richtig. Mit Grant erlebt sie eine wunderschöne Zeit. Er vertraut ihr und eigentlich will Amanda auch ihm vertrauen und ihm von ihrem früheren Leben erzählen. Nur wie? Amanda setzt auf Zeit – ein gefährliches Spiel …

Quelle: dtv


meinemeinungIch war auf Als ich Amanda wurde sehr gespannt, da das Buch ein Thema aufgreift, welches meines Wissens nach selten in Büchern behandelt wird. Auch dass es als Jugendbuch geschrieben wurde, finde ich wichtig. Denn in der Jugendphase versucht man herauszufinden, wer man ist und später sein möchte.

Als ich Amanda wurde hat mich oft fast zum Weinen gebracht. Amanda muss einen schweren Weg gehen, um zu dem Mädchen zu werden, was sie sein möchte. Sie wird von ihren Mitschülern aufs übelste gehänselt und gemobbt. Ihr Vater kommt nicht mit ihr zurecht und sie hat nur ihre Mutter, die zu ihr steht.

Doch dann bekommt sie eine neue Chance und kann ein neues Leben beginnen. Das Buch nimmt im Mittelteil den Verlauf eines normalen High School Buchs auf. Freundschaft, Liebe, erste Erfahrungen und das ganz normale Teenagerleben spielen eine wichtige Rolle. Bloß mit dem Unterschied, dass Amanda nun mal eine ganz besondere Vergangenheit hat, von der niemand weiß. Dass der Fokus nicht nur auf Amandas Entwicklung liegt, sondern auch auf ihrem Umfeld, finde ich sehr gut. Sie findet Freunde, die auch ihre kleinen Geheimnisse haben. Ihre Freundinnen habe auch ich schnell ins Herz geschlossen.

Und im Buch spielt ein gewisser Konflikt eine wichtige Rolle. Muss man die Vergangenheit preisgeben? Oder braucht niemand davon zu erfahren? Ich finde dieser Konflikt wurde sehr gut und glaubhaft dargestellt. Muss man jedes Geheimnis sofort miteinander teilen?

Aber auch die Entwicklungen, die die Charaktere durchgehen, sind bemerkenswert. Amanda steht immer mehr zu sich selbst. Sie muss viel durchstehen, aber man merkt schnell, dass sie ein sehr starkes Mädchen mit einem noch stärkeren Willen ist. Ihre Freunde und Familie lernen immer mehr dazu und sehen ein, dass Amanda perfekt ist, wenn sie so ist wie sie ist.

Wie Amandas Leben zu Beginn aussieht, erfährt der Leser in einigen Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen. Hier wird nichts beschönigt. Amanda hatte ein zuvor schweres Leben und musste viel durchmachen. Das waren die Stellen, bei denen mir das Lesen schwer fiel, da mir Amanda so Leid tat. Ich wollte ihre Klassenkameraden anschreien und Amanda trösten.

Durch diesen Punkt, das nichts beschönigt wurde, hat sich die Geschichte für mich sehr authentisch angefühlt. Ich kann nachvollziehen, dass Amandas Wunsch für die Eltern schwer zu verarbeiten ist. Aber ich konnte auch nachvollziehen, dass Amanda ein neues Leben beginnen möchte, dass sie sie selbst sein möchte.

Das Buch handelt davon, seinen  Platz im Leben zu finden und  der Mensch zu sein, der man sein möchte. Ob Frau oder Mann. Jeder möchte so akzeptiert werden, wie er ist und niemand hat zu bestimmen, wer du bist und wie du dich verhalten sollst. Man selbst muss sich wohl und glücklich fühlen. Und wie dein Leben aussieht, kannst nur du selbst bestimmen. Die Umsetzung des Themas hat mich sehr mitgenommen und bewegt. Ich kann mit gut vorstellen, dass Meredith Russo viel ihrer eigenen Vergangenheit in diesem Buch verarbeitet hat.

Das Buch hat nur knapp 300 Seiten, aber alles Wichtige wurde erwähnt und mir war kein Teil der Geschichte zu kurz. Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Geschichte fesselnd und so hat man das Buch in kurzer Zeit gelesen. Doch auch wenn es so kurz ist, bleibt die Geschichte hängen, man wird das Buch nicht so schnell vergessen. Und vielleicht sehen manche Menschen ihre Mitmenschen mit anderen Augen.


fazitAls ich Amanda wurde ist ein Buch, das sich mit einer wichtigen Thematik beschäftigt. Das Buch kann dem Leser, er muss nicht Transgender sein, Mut machen. Leider gibt es noch viele Menschen, die andere verurteilen und das ist schade. Das Buch führt den Leser in die Gefühlswelt eines Transgenders ein und öffnet einem die Augen. Ich kann es wirklich nur empfehlen.

17 Gedanken zu „Rezension – Als ich Amanda wurde – Meredith Russo

  1. Eine sehr schöne Rezi!
    Da bekommt man gleich noch mehr Lust auf das Buch und nun wandert es endgültig auf die WuLi! 🙂
    Liebst,
    Rika

  2. Das klingt nach einem spannenden Buch mit wichtigem Thema. Ich stimme dir zu, dass es toll ist, so ein Thema auch in einem Jugendbuch anzusprechen! Denn genau das ist ja die Zeit der Identitätsfindung und der Unsicherheiten.
    LG, Daniela

  3. Danke für deine tolle Rezension! Ich hatte das Buch in der Vorschau entdeckt und mir auf meine Beobachtungsliste gesetzt. Jetzt bin ich mir doch ziemlich sicher, dass ich es lesen möchte. Das Thema wird wirklich nur sehr selten behandelt und deshalb ist es um so wichtiger und interessanter!
    Liebe Grüße,
    Katja 🙂

  4. Hallo Charline,
    schöne Rezi!
    Ich fand das Buch auch toll, weil es einen guten Einblick in das Thema gibt und trotzdem unterhaltsam und spannend ist.
    Liebe Grüße
    Lilli

  5. Die Thematik ist ganz spannend; im Schweizer Bachelor war auch eine Transgender-Teilnehmerin und auch sie erzählte ein wenig von ihrem Weg. Ich bewundere solche Menschen um ihren Mut!
    Besonders an deiner Rezi getroffen hat mich die Frage nach der Vergangenheit; muss man sie teilen?
    Ich studierejetzt schon die ganze Zeit darum herum und finde keine Antwort..
    Liebste Grüsse
    Janine von https://www.vivarubia.ch/

    1. Liebe Janine,
      danke für den Kommentar!
      Die Frage kann ich auch nur schwer beantworten. Ich denke das muss jeder für sich selbst entscheiden. Und es kommt wohl auch darauf an, wem man davon erzählt.

  6. Liebe Charline
    Obwohl du Angst hattest diese Rezension zu schreiben (I feel you, ich habe auch manchmal Zweifel oder Angst vor Rezensionen, weil ich befürchte etwas falsch zu sagen oder ein falsches Wort zu nennen), ist sie wirklich super genial geworden! Ich bin schon öfters über das Buch gestolpert auf Goodreads, aber jetzt bin ich mehr als neugierig darauf.
    Liebste Grüsse
    Julia

  7. Hallo Charline,
    mit diesem Buch habe ich schon länger geliebäugelt. Die Thematik und deren Umsetzung interessiert mich sehr. Bei einem Gewinnspiel hatte ich Glück und habe das Buch gewonnen. Es liegt gerade auf meinem SuB und wartet darauf, dass ich eine Leselücke finde.
    Deine Rezension hat meine Neugierde noch einmal geschürt. Ich freue mich, dass dir die Umsetzung so gut gefallen hat und hoffe nun sehr, dass ich bald Zeit finden werde, um die Geschichte selbst zu lesen.
    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

  8. Kam erst jetzt dazu Deinen Rueckblick zu lesen mein Schatz,das Buch werde ich mir sofort besorgen.Du hast eine wunderbare Rezension geschrieben.Ob man so ein Geheimnis preisgeben soll,dem Partner wuerde ich sagen ja.Mehr dazu maile ich Dir ,wenn ich es gelesen habe.
    Liebe Gruesse OMA

  9. Hallo Charline.
    Bin zufällig auf diese Rezension gestoßen. Auch ich fand es sehr interessant und einfühlsam, was und wie Du geschrieben hast.
    Und beim Lesen der Kommentare fällt mir auf, dass nicht ein Junge oder Mann etwas dazu zu sagen hat.
    Darau schließe ich, dass Frauen mit dem Thema sehr viel positiver umgehen als Männer.
    Vielleicht fehlt denen mal wieder der Mut über so was nachzudenken und sich in Diskussionen einzubringen ohne gleich grob und überheblich zu sein.
    Und vielleicht laufen ja unendlich viel mehr von denen da draußen rum, die eigentlich auch damit konfrontiert sind und es nur nicht kommunizieren wollen oder können. Und sich deshalb so verletzend darüber äußern.
    Wenn diese Beschreibung eine Hausarbeit ist, leistet sie einen guten Beitrag für mehr Verständnis unter den jüngeren Leuten. Aber ich denke, dass da ohnehin schon offener mit umgegangen wird als vor 20 Jahren.
    Aber auch so eine sehr gute Arbeit!!
    Eine kleine „Musikspende“ dafür:
    https://open.spotify.com/track/3Fmz9w3JOhGZg4wv5btKCJ?si=DOg6iAj8S3O3XubCpC0JJQ
    Für mich hat das gerade gut gepasst.
    Robert B.

  10. Ich habe das Buch vor ein paar Tagen im Regal gesehen und möchte es unbedingt lesen. Transgender ist zwar für mich kein persönliches Thema,aber anders sein schon. Und ja dieses Thema kommt noch mehr wie Homusexualität etc viel zu kurz. Während es kein Problem darstellen sollte in wen man sich verliebt, muss einfach der toleranteste Mensch erstmal schlucken wenn die Tochter die man großgezogen hat eröffnet dass sie lieber ein Junge/Mann sein möchte, so fühlt oder der beste Freund aus der Grundschule auf dem Klassentreffen plötzlich als Frau auftaucht. Lerne ich jemanden erst „danach“ kennen, sollte es hoffentlich irgendwann mal kein Problem mehr darstellen was jemand früher mal „war“. Die Person bleibt schließlich genau so wie ich sie kennengelernt habe. Zur Sprache kommen muss es spätestens dann wenn in einer Beziehung Themen wie Familienplanung aufkommen, was dass so nicht mehr möglich ist. Und eine Unsicherheit besteht immer wie die Umwelt darauf reagiert, egal wie sehr man zu sich steht und wie geoutet man ist. Immer wenn man nicht der heterosexuellen Norm entspricht.
    Ein sehr guter Film zum Thema Intersexualtität ist XXY, ob es dazu ein Buch gibt weiß ich nicht.
    Liebe Grüße Alice

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben